“Bremervörder Runde” zur Zukunft des Hafens mit rund 100 interessierten Gästen

Bremervörde. Das Bremervörder Stadtbild hat sich in den vergangenen Jahren durch diverse Bau- und Sanierungsmaßnahmen gewandelt. Nur der Hafen liegt im Dornröschenschlaf – zum großen Bedauern vieler Bürger. Das soll sich jedoch ändern.

Der CDU-Gemeindeverband machte den Hafen bei der jüngsten “Bremervörder Runde” am Mittwoch im Oste-Hotel zum Thema. Das Motto des Abends: “Den Schatz heben – Die Zukunft des Bremervörder Hafens”. Fünf Experten beleuchteten den Hafen aus unterschiedlichen Perspektiven. Anschließend wurden Ideen zur Neu- und Umgestaltung diskutiert. Das Interesse an der Veranstaltung war groß: Rund 100 interessierte Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung gefolgt.

Das Potenzial des Gebietes um den Bremervörder Hafen werde bislang kaum ausgeschöpft. Darin sind sich Bürger, Stadtverwaltung, Politik und Wirtschaft am Mittwoch einig. “Wir wollen heute Abend in den Dialogprozess einsteigen. Es geht nicht darum, ein fertiges Konzept vorzulegen”, betonte der Bremervörder CDU-Vorsitzende Dirk Stelling in seinen Begrüßungsworten.

Als Referenten konnte der CDU-Gemeindeverband Wiebke Wilkens vom Stader Projekt “Ankerplatz”, Harald Kleinmann (AG Osteland), Frank Pingel (Oste Yacht Club), Bürgermeister Michael Hannebacher, Manfred Mühler (Wirtschaftsgilde) und Architekt Torsten Pilch (Bauatelier Hamburg) gewinnen.

Die 5 Experten sitzen am Podiumstisch.
Die Redner der “Bremervörder Runde” in Sachen Hafen: (von links) Frank Pingel, Michael Hannebacher, Wiebke Wilkens, Torsten Pilch, Harald Kleinmann und Manfred Mühler.

Bei den Impulsvorträgen machte Wiebke Wilkens den Anfang. Sie stellte das Projekt “Ankerplatz” in Stade vor. Der “Ankerplatz” ist ein urbanes Dorf mit umgebauten Schiffscontainern, das auf dem Platz Am Sande realisiert werden soll. Das Projekt, das von zahlreichen Ehrenamtlichen unterstützt wird, will Menschen unterschiedlicher Generationen nach der Pandemie wieder zusammenbringen und ihnen unterschiedliche Gemeinschaftserlebnisse ermöglichen. Wilkens skizzierte in ihrem Kurzvortrag die Ideenentwicklung und gab Tipps zu Fördermöglichkeiten derartiger Projekte.

“Fluss ist naturnah und landschaftlich attraktiv”
Harald Kleinmann im blauen Jackett spricht in ein Mikrofon.
“Ein Stadthafen ist mehr als nur ein Ort für Bootsliegeplätze. Harald Kleinmann, AG Ostland

Der zweite Vorsitzende der AG Osteland, Harald Kleinmann, erörterte die touristische Bedeutung des Bremervörder Hafens. “Ein Stadthafen ist mehr als nur ein Ort für Bootsliegeplätze”, stellte Kleinmann klar. “Um Interesse zu wecken, muss auf dem Wasser was passieren, sonst bleibt der Hafen für Besucher unattraktiv.” Der Hafen fungiere dabei als Knotenpunkt für Tourismus, Wirtschaft und Gemeinschaft.

“Die Oste ist ein Geheimtipp unter Sportbootfahrern. Der Fluss ist naturnah und landschaftlich attraktiv. Von Neuhaus bis Bremervörde gibt es keine Schleusen. Das macht die Oste leicht beschiffbar”, erklärte Frank Pingel vom Oste Yacht Club. Die Nachfrage nach Liegeplätzen sei entsprechend hoch. “Im Sommer liegen viele auswärtige Boote im Hafen. Das ist sehr erfreulich”, sagte Pingel. Attraktiv mache den Hafen seine idyllische und ruhige, aber dennoch zentrale Lage. Optimierungsbedarf sieht Pingel unter anderem bei den Infotafeln, den Fahrradwegen und den Sitzmöglichkeiten. Auch eine Verkleidung des Sanitärcontainers könne das Gesamtbild aufwerten.

Bremervördes Bürgermeister Michael Hannebacher rief in seinem Impulsvortrag die Planungen zum Städtebauförderungsprogramm “Zukunft Stadtgrün” (2019) in Erinnerung. Bemängelt wurden seinerzeit die kaum vorhandene Wahrnehmung des Hafens, fehlende Bezugspunkte zur Innenstadt, verbesserungswürdige Wegeverbindungen, Freiflächengestaltung und Sichtachsenbeziehungen. Hinsichtlich der Aufenthaltsqualität am Hafen gab es Minuspunkte für die wenig ansprechenden Sitzmöglichkeiten und den fehlenden Blick aufs Wasser durch die gemauerte Spundwand. Dass am Hafen Handlungsbedarf besteht, stand für Hannebacher deshalb außer Frage: “Der Hafen ist unser östliches Tor zur Stadt, unsere Visitenkarte.”

Potenzial als Wirtschaftsfaktor stärker nutzen

Auch Manfred Mühler von der Wirtschaftsgilde wünschte sich, dass das Potenzial des Wirtschaftsfaktors Hafen künftig verstärkt genutzt wird: “Dieses Areal ist ein Juwel mitten in der Stadt, aus dem man viel mehr machen kann, als es bisher getan wurde.” Hafen und See seien Alleinstellungsmerkmale für die Stadt und die Region. Mühler sprach sich dafür aus, das Liegeplatzangebot und die Aufenthaltsqualität zu optimieren, um vermehrt Bootstouristen anzulocken. Der Hafen sei zum einen Aufenthaltsort, zum anderen Veranstaltungsgelände.

Aus architektonischer Sicht beleuchtete der in Bremervörde geborene Architekt Torsten Pilch (Bauatelier Hamburg) den Hafen. Pilch stellte seine Pläne und zeigte Möglichkeiten für moderne Wohn- und Geschäftsbauten direkt am Wasser. “Bremervörde hat sich vom Hafen entfernt. Es fehlt ein Tor zur Stadt, ein städtebaulicher Rahmen”, erklärte Pilch.

Rund 100 Zuhörer fanden sich am vergangenen Mittwoch bei der “Bremervörder Runde” als Zuhörer ein.

Im Anschluss an die Vorträge hatten die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, ihre Ideen und Gedanken zur Zukunft des Bremervörder Hafens einzubringen. An Ideen mangelte es nicht: Vorgeschlagen wurden unter anderem eine maritime Kunstmeile, ein Oste-Aquarium und eine Terrasse auf Pontons. Die Idee, Teile der Spundwand durch Panzerglasscheiben zu ersetzen, kam ebenfalls aus dem Publikum. Auch der Wunsch nach einem Hafenfest und weiteren gastronomischen Angeboten wurde mehrfach geäußert.

Kleinmann von der AG Osteland hält ein Restaurantschiff wie den Oberndorfer “Ostekieker” auch in Bremervörde für denkbar. Mehrere Zuhörer äußerten ihr Bedauern darüber, dass das Fahrgastschiff “Mocambo” den Hafen nicht mehr anlaufen könne, weil dort keine Wendemanöver möglich seien. Damit würde der Ostestadt großes Besucherpotenzial verloren gehen. Der Bremervörder Architekt Lothar Tabery, der ebenfalls im Publikum saß, plädierte dafür, die Tankstelle am Hafen abzureißen und durch ein “signalgebendes Gebäude” zu ersetzen: “Es fehlt an Fläche, um gestalten zu können.”


Bremervörder Zeitung – Nora Buse

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