Landwirtschaftsministerin in Minstedt zu Gast
MINSTEDT. “Herausforderungen in der Landwirtschaft” lautete das Thema, zu dem die niedersächsische Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Barbara Otte-Kinast am Freitagabend viel zu sagen hatte. Der Bremervörder CDU-Gemeindeverband hatte die Ministerin auf den Hof der Familie Burfeind in Minstedt eingeladen.
Der Stammbetrieb liegt zentral im Dorf, die Milchviehställe stehen am Ortsrand. Um Milchvieh, genauer gesagt um den Milchpreis, ging es unter anderem in der anschließenden Begrüßungsrede von Bürgermeisterkandidat Stefan Imbusch. Der Milchpreis sei seit Jahrzehnten fast unverändert, sinke teilweise sogar. “Unsere Bauern machen einen top Job aber müssen mit immer mehr Auflagen kämpfen”, stimmte Imbusch die Gäste auf die folgenden Themen ein. Auch der Landtagsabgeordnete Marco Mohrmann betonte, dass die Landwirte hervorragende Arbeit leisten. “Unsere stark land wirtschaftlich geprägte Region ist auf eine funktionierende Landwirtschaft angewiesen. Jetzt haben die Landwirte einige Sorgen” so Mohrmann. Landratskandidat Marco Prietz erklärte, dass Landwirte ein Teil der Lösung seien, wenn es um Klimaschutz und erneuerbare Energien gehe.
Trockene Jahre, schlechte Ernten und immer mehr Gesetze – Barbara Otte-Kinast erklärte gleich zu Beginn ihres Vortrages in Richtung der Landwirte: “Ihre Sorgen sind auch meine Sorgen.” Derzeit würden Gesellschaft und Lebensmittelhändler mehr Tierwohl einfordern, doch seien Stallumbauten erstens teuer und zweitens nicht einfach zu realisieren. Da gehe es unter anderem um Immissionsrichtlinien, die gesetzlich geregelt seien. “Es ist ein ständiger Zielkonflikt, in dem auch ich mich befinde”, so Otte-Kinast. Klar sei: “Die meisten Verbraucher sind nicht bereit, für mehr Tierwohl mehr Geld auszugeben. Man muss nun über eine Steuer nachdenken, um Stallbauten für die Haltungsformen drei und vier überhaupt zu finanzieren. Mit diesen Kosten können wir die Bauern nicht alleine lassen”, betonte die Ministerin.
Die gelernte Hauswirtschafterin berichtete am Freitag auch über den Niedersächsischen Weg. Ein Kompromisspaket zwischen Landwirten und Umweltverbänden, das inzwischen bundesweit für Aufmerksamkeit sorge. Positiv sei hier, dass Landwirte für Natur- und Gewässerschutz teilweise Ausgleichszahlungen erhalten werden.
Um Gewässerschutz ging es auch bei der Ausweisung der sogenannten “Roten Gebiete”. “Wir haben in den vergangenen Jahren viel für den Gewässerschutz getan. Düngebehörden überprüfen die Nährstoffausbringung sehr genau. Der Nährstoff, der in Niedersachsen anfällt, wird auch in Niedersachsen verteilt, wir haben die Lage hier im Griff”, erklärte die 56-Jährige.
Sorgen bereiten der Ministerin die aktuellen Verhandlungen für die europäische Allgemeine Agrarpolitik (GAP). Insbesondere die diskutierten Eco-Schemes betreffen die Grünlandbetriebe mit neuen Auflagen. Auch das Wirtschaften auf Moorböden werde noch schwieriger. “Das sind Themen, die uns Niedersachsen stark beschäftigen”, so die Ministerin.
Afrikanische Schweinepest und Geflügelpest seien weitere Problemfelder. “Auf die afrikanische Schweinepest wird sich so gut wie möglich vorbereitet. Es gibt eine Task-Force-Gruppe und Bergetrupps üben bereits das Bergen toter Schweine in unwegsamen Gelände. Zäune können in kurzer Zeit errichtet werden”. Die Geflügelpest lasse sich nur schwer in den Griff bekommen. “Viel mehr Wildvögel bleiben immer länger zur Rast in Deutschland. Die Geflügelpest wird wohl länger ein Problem bleiben. Es mussten bereits tausende Puten getötet werden. Da müssen wir Wege finden, stärkere Präventivmaßnahmen zu schaffen“, erläuterte Otte-Kinast.
Ein regionales Problem sei die Moorschutzstrategie der Bundesregierung. “Sie ist ein Schlag ins Kontor für alle Bauern im Moor. Nun heißt es: Wie mache ich aus einem Milchbauern einen Moorbauern?”. Rückhalt der Landwirtschaftsminister der anderen Bundesländer spüre sie bei diesem Thema kaum. “Neun von 16 Bundesländern haben grüne Landwirtschaftsminister. Zudem gibt es die meisten Moorflächen in Niedersachsen. Da fehlt dann oft die Unterstützung für die im Moor wirtschaftenden Betriebe”, bedauert sie.
Quelle: Bremervörder Zeitung – Birgit Pape.