Fünf Männer diskutieren über die A20
Die "Bremervörder Runde" – Marco Tulodetzki (von links, stellvertretender Vorsitzender der Wirtschaftsgilde), Enak Ferlemann (MdB), Olaf Orb (Förderverein A 20), Holger Bartsch (Hauptgeschäftsführer IHK Stade) und der Bremervörder Spediteur Andreas Meyer – diskutierten am Donnerstagabend auf Einladung der Bremervörder CDU in den Räumlichkeiten des Mercedes Autohauses Georg Diekmann über das "Jahrhundert-Projekt A20". Foto: Theo Bick.
Diskussionsveranstaltung “Bremervörder Runde”: Autobahnbefürworter betonten wirtschaftliche Chancen durch das Projekt

Für Olaf Orb vom Förderverein A 20 war es ein ungewohntes Gefühl: “Endlich mal eine Veranstaltung pro A 20.” Und die von der Bremervörder CDU organisierte Diskussionsrunde mit dem Titel “Jahrhundert-Projekt A 20” sollte auch genau das sein. Es gehe nicht um “Pro” und “Contra”, sagte der CDU-Vorsitzende Dirk Stelling. Die Befürworter der Autobahn 20 seien in den vergangenen Jahren schlicht zu leise gewesen. Das sollte sich am Donnerstagabend ändern.

Dementsprechend setzte sich auch die fünfköpfige, von Stellings Stellvertreterin Kristin Harms moderierte, Runde zusammen. Mit Christdemokrat Enak Ferlemann (MdB), Holger Bartsch (Hauptgeschäftsführer IHK Stade), Olaf Orb vom Förderverein A 20, Marco Tulodetzki (stellvertretender Vorsitzender der Bremervörder Wirtschaftsgilde) sowie dem Bremervörder Spediteur Andreas Meyer waren ausschließlich klare Befürworter der Autobahn 20 unter den Diskussionsteilnehmern.

Den Anfang machte Autobahnexperte Ferlemann. “Ich gehe fest davon aus, dass die A 20 im Bundesverkehrswegeplan bleibt und auch kommt”, war sich Enak Ferlemann, lange Zeit Parlamentarischer Staatssekretär im Verkehrsministerium, seiner Sache sicher. Im Grunde werde die A 20 ja bereits gebaut. Im Zuge vorbereitender Maßnahmen würden etwa Leitungen verlegt und die Trasse freigeschnitten. Die anstehende Überprüfung des bis 2030 gültigen Planes mache ihm trotz Bestrebungen der Grünen, grundsätzliche Veränderungen vorzunehmen, auch dank der FDP-Führung des Ministeriums keine großen Sorgen.

Auch Andreas Meyer, der gerade erst im Berliner Verkehrsministerium mit der Parlamentarischen Staatssekretärin Daniela Kluckert gesprochen hat, gab zu Protokoll, er habe “ein ganz klares Bekenntnis aus dem Ministerium zur A 20” erhalten. Der Fortschritt der Planungen und vorbereitenden Baumaßnahmen sei bereits kurz vor der Schwelle zum Punkt, an dem es kein Zurück mehr gebe.

Ein entscheidendes Datum, darüber herrschte Einigkeit, wird der 7. Juli sein. Dann will das Bundesverwaltungsgericht darüber urteilen, ob der erste Bauabschnitt der Küstenautobahn unter Gesichtspunkten des Klimaschutzgesetzes womöglich rechtswidrig ist. Doch es sieht aus Sicht der A 20-Befürworter gut aus. So hat etwa Heiner Baumgarten, Landesvorsitzender des BUND Niedersachsen, das Zwischenergebnis der Verhandlung als “enttäuschend” bezeichnet. Ein positives Urteil könnte ein “Startschuss für die Autobahn” werden gibt sich Ferlemann entsprechend optimistisch. Denn: “Wenn der Bund an einer Stelle anfängt, dann baut er das Projekt auch fertig.”

Darüber, dass das Projekt große wirtschaftliche Chancen für die Region biete, waren sich die Diskussionsteilnehmer einig. Die Notwendigkeit für die entsprechende Infrastruktur legte Holger Bartsch dar. “Große Umwälzungen in der Wirtschaft stehen bevor”, mahnte der IHK-Geschäftsführer. Unweigerlich würden dabei in den kommenden Jahren Unternehmen und Betriebe auf der Strecke bleiben. Ohne die Autobahn gebe es quasi keinen Anreiz für Unternehmen, sich in Bremervörde neu anzusiedeln oder ihre bereits bestehenden Betriebe zu erweitern. Welches wirtschaftliche Potenzial mit einer Autobahnanbindung verbunden sei, lasse sich gut an der A 1 ablesen. “Rechts und links Gewerbegebiete”, betonte Ferlemann.

In dieser Hinsicht stecken die Planungen vor Ort jedoch noch immer in den Kinderschuhen. Immerhin habe mittlerweile unter Beteiligung der Wirtschaftsgilde und der IHK eine erste Videokonferenz mit Vertretern der Samtgemeinde Geestequelle und der Stadt Bremervörde stattgefunden – ein Format, dass regelmäßig wiederholt werden solle, wie Marco Tulodetzki betonte. Dies veranlasste den Elmer Ortsbürgermeister und Stadtratsmitglied Erich Gajdzik (CDU) zu dem deutlichen Hinweis, dass in Elm ein etwa 25 Hektar großer Bereich für ein Gewerbegebiet innerhalb des Stadtgebietes zur Verfügung stehe.

Olaf Orb mahnte: Meistens seien es die Autobahngegner, die öffentlichkeitswirksam zum Thema A 20 agierten. Von Befürwortern werde meist nur auf Kritik reagiert. Dabei gebe es eine schweigende Mehrheit, die sich die A 20 “sehnlichst herbeiwünsche”, ist sich Orb sicher. “Hidden Befürworter”, nennt Meyer diese Personengruppe auf Neudeutsch. Aus dem Verkehrsministerium habe er die Botschaft mitbekommen, gemeinsam mit anderen A20-Befürwortern für das Projekt “zu trommeln”.

Diesen Ball griff Enak Ferlemann dankbar auf. Es sei Zeit, dass die Region auch einmal “in den Topf greife” und selbstbewusst für den Ausbau der Infrastruktur eintrete. Norddeutschland habe diesbezüglich Nachholbedarf, zog Ferlemann die ständig von langen Wartezeiten geplagte Elbfähre als Negativbeispiel heran. So etwas, sagte der Christdemokrat, hätte sich beispielsweise das Ruhrgebiet nicht bieten lassen. “Die A 20 fehlt der Region noch zum Glück”, so Ferlemann. Insbesondere in ihrer Funktion als überregionale Anbindung für den Transit in OstWest-Richtung.

Immer wieder wurde über “die Grünen” geredet. Den anwesenden Vertretern der örtlichen Parteimitglieder – darunter Kreistagsmitglied Reinhard Bussenius und Ortsgruppen-Sprecher Rolf Hüchting – oblag es an diesem Abend, in Form einiger kritischer Nachfragen die Position der A20-Gegner abzubilden. Immerhin bestand in der Hinsicht Konsens, dass die Schiene für den Schwerlastverkehr in Zukunft unverzichtbar sein werde. Es brauche beides, Investitionen in das Schienen- und das Straßennetz. Noch deutlicher wurde Spediteur Meyer: “Langstreckenverkehre haben nix auf der Straße zu suchen.”

Von den Grünen angebrachte Alternativvorschläge wie ein Ausbau der Bundesstraße oder die Infragestellung der Wirtschaftlichkeit und Finanzierbarkeit des Projekts, fanden am Donnerstagabend jedoch naturgemäß kein Gehör.


Bremervörder Zeitung – Theo Bick

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