Abschlussbesuch an der Bremervörder Wasserstofftankstelle: Auf Einladung von Oliver Grundmann (Fünfter von rechts) war unter anderem der Innovationsbeauftragte der Bundesregierung für den Bereich "Grüner Wasserstoff", Dr. Stefan Kaufmann (Zweiter von rechts), zu Gast in der Ostestadt.
Wasserstoffregion im Nordosten Niedersachsens: Oliver Grundmann lädt Innovationsbeauftragten Dr. Stefan Kaufmann ein

Man war sich einig am Dienstagnachmittag im Hotel Daub: Das Thema (grüner) Wasserstoff wird künftig eine noch größere Rolle spielen als bislang. Zugleich bietet der Bereich für die “Wasserstoffregion” zwischen Elbe und Weser vielversprechende wirtschaftliche Perspektiven. Besonders enthusiastisch formulierte es der Bundestagsabgeordnete Oliver Grundmann (CDU), der zahlreiche Akteure aus Wirtschaft und Politik – darunter seinen Parteikollegen Dr. Stefan Kaufmann, den Innovationsbeauftragten beim Bundesministerium für Bildung und Forschung für den Bereich “Grüner Wasserstoff” – zum “Wasserstoff-Lunch” nach Bremervörde geladen hatte. Grundmann: “Ich glaube, dieser Region steht eine unvorstellbare Blüte bevor.”

Nach dem Besuch am Dienstagvormittag in Stade hörten sich Grundmann und Kaufmann in der Ostestadt zunächst einen Kurzvortrag an. Holger Bartsch, Hauptgeschäftsführer der IHK Stade, informierte über das Wasserstoffnetzwerk Nordostniedersachsen, in dem unter anderem elf Landkreise kooperieren. “Wir vernetzen und bringen Unternehmen zusammen”, erläuterte Bartsch.In die Details des Regionalmanagements führte Dr. Daniel Kipp (MCON GmbH) ein. Themen wie Know-how-Transfer, die Kompetenzbündelung und die Vermittlung von Fördermöglichkeiten seien Kernaufgaben des geförderten Projektes zur Verbesserung der Wirtschaftsstruktur in der Region. Besonderes Potenzial werde in der Wasserstofftechnologie gesehen. Kipp sprach gar von einem “Mega Hype”: Jeder wolle Wasserstoffregion sein oder werden. Denn es seien auf dem Technologiefeld zwar einige Unklarheiten vorhanden, genauso aber unzweifelhaft wirtschaftliche Chancen, die entfaltet werden sollen. Eine zentrale Aufgabe sei es, Anbieter und Nachfrager von Wasserstoff zusammenzubringen.

Zu den Nutzern gehören in Bremervörde zuvorderst die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (evb), auf deren Streckennetz mit dem Coradia Lint der weltweit erste Personenzug, der mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle betrieben wird, im regulären Linienbetrieb getestet wurde. In diesem Zusammenhang ist in der Ostestadt bekanntlich die weltweit erste Wasserstofftankstelle für Personenzüge errichtet worden. Ab 2022 sollen zwölf Wasserstoff-Triebwagen bei der evb die Dieselfahrzeuge ablösen und in den Regelbetrieb gehen. Geschäftsführer Christoph Grimm informierte unter anderem über den Fortschritt der Entwicklung und wünschte sich seitens Politik und Behörden mehr Flexibilität dabei, Lernkurven abbilden zu können. Genaue Prognosen über die Fortschritte in den kommenden vier bis sechs Jahren seien schwierig.

Eine Anekdote: Auf Drängen der Unteren Naturschutzbehörde seien die Lagertanks der Wasserstofftankstelle grün gestrichen worden. “Heute wissen wir, hätten wir sie weiß angestrichen, wäre es besser gewesen”, so Grimm. Die grünen Tanks erwärmen sich in der Sonne um bis zu sieben Grad Celsius stärker, was wiederum den Tankvorgang verzögere und sich im Extremfall letztlich auf den Fahrplan auswirken könne.

Ein weiteres konkretes Beispiel dafür, wie eine wasserstoffbetriebene Zukunft aussehen könne, hatte die FAUN Umwelttechnik GmbH & Co. KG aus Osterholz-Scharmbeck auf dem Parkplatz des Hotel Daub geparkt. Faun-Projektmanager Lutz Tesmer stellte den “Bluepower” vor, ein Müllsammelfahrzeug mit batterieelektrischem Fahrgestell und Wasserstoffbrennstoffzelle. Faun rüstet in Osterholz-Scharmbeck Fahrgestelle von Daimler Benz entsprechend aus. Bislang 20 Fahrzeuge sind in verschiedenen Kommunen Deutschlands bereits im Einsatz. In naher Zukunft sollen es 200 sein. Zwar seien die Anschaffungskosten mit rund 900 000 Euro um ein Vielfaches höher als bei einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor, rund 80 Prozent der Mehrkosten würden jedoch gefördert. Die Vorteile lägen auf der Hand: Ein Kilo Wasserstoff ersetze rund zehn Liter Diesel. Zudem biete Faun den Kommunen einen 24-monatigen “Full Service” inklusive Schulungen, Wartung und Wissenstransfer. Auf lange Sicht könne mit dem “Wasserstofftechniker” ein völlig neues Berufsbild entstehen, waren sich Tesmer und Bartsch einig. In fünf Jahren seien Modelle wie dieses “State of the Art” schwärmte Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU). Beim Abschlussbesuch der Wasserstofftankstelle – die Anfahrt erfolgte für ihn in der Fahrerkabine des Faun-Müllfahrzeuges – lobte Stefan Kaufmann explizit das in der Region vorhandene Engagement, das Thema Wasserstoff voranzubringen.

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