Stelling im Amt bestätigt: Bremervörder CDU-Vorsitzender kritisiert Zusammenarbeit mit Bürgermeister

Deutliche Kritik an Bremervördes Bürgermeister Michael Hannebacher (parteilos) hat Bremervördes CDU-Vorsitzender Dirk-Frederick Stelling während der Mitgliederversammlung des CDU-Gemeindeverbandes geäußert.Die Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister sei nicht zufriedenstellend, so Stelling, der während der Versammlung im Amt bestätigt wurde.

Dass es in der Zusammenarbeit zwischen Bürgermeister und der Mehrheitsfraktion im Stadtrat hakt, ist längst kein Geheimnis mehr (BZ berichtete). Während der Mitgliederversammlung der Bremervörder CDU am Dienstagabend im Oste-Hotel machte Dirk-Frederick Stelling seinem Unmut über die aus seiner Sicht mangelhafte Zusammenarbeit mit Bürgermeister Michael Hannebacher Luft.

“Nach der Wahl vor zwei Jahren haben wir dem Bürgermeister unsere Hand zur Zusammenarbeit ausgestreckt. Leider funktioniert die Zusammenarbeit mit der Verwaltung nicht so, wie wir es uns erhofft hatten”, sagte Stelling. Die aktuelle CDU-Stadtratsfraktion lobte der Parteiund Fraktionsvorsitzende als die “fleißigste der letzten Jahrzehnte”. Dies sei aber unter anderem in der Zusammenarbeit mit der Verwaltung begründet.

Verfolgen im Oste-Hotel die Ausführungen von Bremervördes CDU-Gemeindeverbandsvorsitzendem Dirk-Frederick Stelling (von links): der CDU-Landtagsabgeordnete Dr. Marco Mohrmann sowie die Vorstandsmitglieder Kristin Harms, Stefan Imbusch, Niklas Brockmann und Mike Leenheer.

“Da der Bürgermeister oder andere Mitarbeiter der Stadtverwaltung leider nur sporadisch an unseren Fraktionssitzungen teilnehmen, ist es sehr zeitaufwendig, die Fraktionsmitglieder auf den jeweils aktuellen Sachstand zu bringen”, ärgerte sich Stelling. “Eine gute Zusammenarbeit mit der Verwaltung ist mehr als das Abnicken von Verwaltungsvorlagen.”

Um die Zusammenarbeit zwischen Politik und Verwaltung zu verbessern, fordert der CDU-Vorsitzende, dass bei Fraktionssitzungen generell jemand aus der Stadtverwaltung anwesend sein sollte, um direkt für Fragen zur Verfügung zu stehen. Die Zusammenarbeit mit den anderen Ratsfraktionen hingegen lobte Stelling ausdrücklich.

Zudem vermisst der Chef der Mehrheitsfraktion im Bremervörder Stadtrat eine Vorstellung von der Verwaltungsspitze, wie Bremervördes zukünftige Entwicklung aussehen soll. “Wo sind die Impulse aus dem Rathaus!?”, fragte Stelling. Größter Impuls des Bürgermeisters sei die Schaffung einer Stelle für Social Media im Rathaus gegen den Beschluss der CDU, beklagte der Christdemokrat. “Wir werden das kritisch begleiten und darauf achten, dass dort Stadtmarketing betrieben wird und kein Bürgermeister-Marketing”, kündigte Stelling an.

Zudem kritisierte der CDU-Vorsitzende, dass es keine Fortschritte in Sachen Baugebiet Vörder Feld gebe, die Verwaltung beim Thema Energie – Stichwort kommunale Wärmeplanung – mit “angezogener Handbremse” agiere und das Vorgehen bei der Sanierungsplanung der Brunnenstraße nicht gut gelaufen sei. “Wie kann es sein, dass geplant wird, ohne den Einzelhandel eng einzubinden?”, fragte Stelling. Die Kommunikation der Verwaltungsspitze müsse deutlich besser werden.

Stellings Ansicht nach nimmt der Bürgermeister das politische Ehrenamt nicht ernst. Noch immer wurmt den CDU-Chef, dass der Verwaltungs-Chef seiner Fraktion für deren “Blaulicht-Gespräche” mit Hilfsorganisationen keinen Zutritt zu den städtischen Feuerwehrgerätehäusern gewährt hatte. Diese “Schikane für uns Ehrenamtliche” findet Dirk-Frederick Stelling bedenklich.

“In Parteien engagieren sich ehrenamtlich Menschen. Ich werde es deutlich benennen, wenn wir als demokratische Parteien auf diese Weise schikaniert werden”, sagte Stelling auch im Hinblick auf ein mittlerweile zurückgenommenes Verbot des Bürgermeisters, auf dem Bremervörder Wochenmarkt mit Info-Ständen präsent zu sein. “Parteilosigkeit ist keine Auszeichnung”, konnte sich der CDU-Chef einen Seitenhieb gegen Bremervördes parteilosen Bürgermeister Michael Hannebacher nicht verkneifen.

Stelling als Vorsitzender einstimmig wiedergewählt

Für seine kritischen Worte an die Adresse des Stadtoberhauptes erhielt Stelling am Dienstagabend während der CDU-Mitgliederversammlung viel Applaus von seinen Parteifreunden. Dass die mit der Arbeit ihres Vorsitzenden zufrieden sind, spiegelte sich beim Tagesordnungspunkt Wahlen wider. Einstimmig wurde Dirk-Frederick Stelling für zwei weitere Jahre zum Vorsitzenden des Bremervörder CDU-Gemeindeverbandes gewählt – mit fast 300 Mitgliedern der größte im Landkreis Rotenburg.

Vanessa Zobel und Kristin Harms wurden zu stellvertretenden Vorsitzendinnen gewählt. Außerdem gewählt wurden Mike Leenheer (Schatzmeister), Jacqueline Preuß (Schriftführerin), Jonathan Wendeborn (Pressesprecher) und Niklas Brockmann (Mitgliederbeauftragter) sowie zu Beisitzern Stefan Detjen, Kilijan Fischer, Kasem Alzuabi, Bianka Grischow-Pülsch, Gunnar Dücker, Christian Dilissen, Melanie Prietz und Eileen Schröder.

In seinem Jahresbericht blickte Stelling auf die Aktivitäten seiner Partei im vergangenen Jahr zurück und warf einen Blick auf zukünftige Aufgaben. So wolle sich die Bremervörder CDU 2024 beispielsweise intensiv mit dem Wirtschaftsstandort Bremervörde und der A 20 befassen sowie den Bremervörder Hafen verstärkt in den Blick nehmen. Zur Entwicklung des Hafens werde die CDU demnächst eine weitere “Bremervörder Runde” veranstalten.


Bremervörder Zeitung – Corvin Borgardt

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