Möchte für die CDU im Wahlkreis Stade I - Rotenburg II bei der Wahl im nächsten Jahr in den Bundestag einziehen: Vanessa-Kim Zobel aus Mehedorf. Foto: bz

Gestern Abend hat Vanessa-Kim Zobel ihre Bewerbung für die CDU-Bundestagskandidatur im Wahlkreis Stade I – Rotenburg II offiziell bekannt gegeben. Vorab gab die 36-Jährige der Bremervörder Zeitung ein Interview über ihre Beweggründe.

Vom Bremervörder Stadtrat in den Bundestag nach Berlin: ein großer Sprung. Warum kann er gelingen?

Um weit zu springen, muss man Anlauf nehmen. Die letzten acht Jahre in der Politik haben mir gezeigt, dass auch ich als Einzelperson etwas für uns positiv verändern kann. Entscheidend ist, dass man das Ohr an den Menschen in der Region hat. Meine Ämter und meine kommunikative Art bringen mich mit Menschen in Verbindung, und mein Verhandlungsgeschick tut das Übrige. Ich bin der Meinung, dass Berlin eine pragmatische Frau aus dem ländlichen Raum gut zu Gesicht stehen würde.

Wann ist die Entscheidung für die Bundestagskandidatur gefallen? Wie verlief der Abwägungs-/Entscheidungsprozess? Was waren die ausschlaggebenden Punkte?

Im Sommer 2023 kam immer mal wieder das Thema auf, was wohl bei der Wahl zum Bundestag 2025 passiert. Diese Gespräche mit meinen Freunden und Wegbegleitern wurden ernster, und die Chance, eine Stimme in Berlin zu haben, wurde realer. Mein Mann und ich haben oft auf der Terrasse gesessen und die Möglichkeit durchgesprochen und durchgespielt. Er stand von vornherein hinter mir und hat mich ermutigt, indem er sagte: Ich bin hier, und du würdest es bereuen, es nicht zu versuchen. Im Januar 2024 habe ich dann für mich die Entscheidung getroffen, diesen Schritt zu gehen. Der ausschlaggebende Punkt waren mein Mann, meine Eltern und mein Umfeld. Ohne ihn und die Unterstützung meiner Familie vor Ort geht nichts.

Der Job als Bundestagsabgeordnete ist extrem zeitintensiv: Wie lässt sich das mit der Familie vereinbaren?

Sich für diesen Weg zu entscheiden, heißt auch, dass alles andere geklärt ist. Mein Mann ist ja bekanntlich Berufssoldat, und wenn ich mich auf etwas verlassen kann, dann darauf, dass er alles im Griff hat. Die Hälfte des Jahres in Berlin zu sein, sehe ich auch als Chance, vor allem für unsere Kinder. Als Kinder vom Land würden die Ausflüge in die Großstadt bestimmt sehr aufregend werden, und der Pluspunkt ist, dass meine Schwiegereltern nur eine Stunde von Berlin entfernt leben. Schaut man sich MdB Christina Stumpp mit Baby an, dann sieht man, dass Familie und Mandat sehr wohl vereinbar sind.

Welche Themen liegen Ihnen politisch besonders am Herzen?

Durch meine beruflichen Gespräche und politische Arbeit vor Ort liegt es mir besonders am Herzen, nicht mehr nur zuschauen zu müssen, wie unsere aktuelle Politik dem ländlichen Raum, den kleinen und großen Firmen in der Region und der arbeitenden Gesellschaft schadet. Man hat das Gefühl, wir bluten aus, und das geht so nicht weiter. Wir müssen wieder wirtschaftlich stark sein, den Kopf frei haben und Geld verdienen, das wir so dringend für eine gute Infrastruktur brauchen. Dabei ist mir besonders wichtig, dass wir auch unsere Soldaten in den Kasernen nicht weiter vertrösten und endlich wieder einsatzfähig werden. Mit gut ausgebildeten Soldatinnen und Soldaten und mit dem richtigen Material in ausreichender Menge. Dabei spielt auch das Thema Wehrpflicht eine tragende Rolle für mich. Wir müssen uns an die aktuelle Zeit anpassen. Mir ist bewusst, dass auch die Energiewende ein großes Thema ist, und dabei kommt es für mich persönlich darauf an, keine hoch entwickelten Antriebe zu verteufeln und dennoch bei Energien wie Wasserstoff weiterzukommen.

Wie realistisch sind die Chancen auf die Kandidatur bei bislang drei Mitbewerberinnen und -bewerbern?

Konkurrenz belebt das Geschäft. Meine Kontrahenten und ich haben Gemeinsamkeiten und sind doch grundsätzlich unterschiedlich. Ich finde, es ist für den Wähler immer ein Vorteil, wenn Personen mit unterschiedlichsten Erfahrungen und Berufswegen antreten. Dass ich keine klassische Politikerin bin, sehe ich als Chance. Meine Vita ist eine andere, und ich finde, allein das macht mich aus. Durch die Talentschmiede der CDU Niedersachsen habe ich viel Handwerkszeug mitbekommen und mein Netzwerk ständig erweitert.

Haben Sie ein politisches Vorbild?

Auf Kreis- und Landtagsebene würde ich die Frage mit einem klaren Ja beantworten. Ich durfte Marco Prietz in seinem Wahlkampf begleiten und den Wahlkampf für Marco Mohrmann als Wahlkampfleiterin anführen. Diese beiden Männer sind mit klaren Worten und Taten dicht an uns Bürgern dran. Diese Art der Führung finde ich genau richtig. Auf Bundesebene fällt es mir schwer, ich kann die Phrasen vieler Politiker nicht mehr hören, und wenn es ein weibliches Vorbild gibt, dann ist es Lena Dupont aus dem Europaparlament. Sie ist präsent, kompetent und haut auch mal auf den Tisch.

Oliver Grundmann – ein bewusster Fingerzeig?

Oliver Grundmann ist in seiner dritten Amtszeit, er weiß was in Berlin läuft und was nicht. Wenn er sagt, dass Berlin eine Frau guttun würde, dann freue ich mich einfach, beweisen zu können, dass dem so ist. Am Ende sucht sich aber ein Abgeordneter nicht seine Nachfolge aus, sondern die Mitglieder entscheiden am 19. September.


Bremervörder Zeitung – 15.05.2024

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