Zwei Männer und zwei Frauen vor einer Klinker-Mauer lächeln in die Kamera
Dirk-Frederik Stelling (Zweiter von rechts) freut sich gemeinsam mit seiner Ehefrau Indra (Zweite von links) und Landrat Marco Prietz (CDU) und der CDU-Gemeindeverbandsvorsitzenden Kristin Harms über seine einstimmige Nominierung. Foto: Theo Bick
Christdemokraten nominieren Dirk-Frederik Stelling einstimmig als Bürgermeisterkandidat für die Wahl 2026

Dirk-Frederik Stelling ist der Bürgermeisterkandidat der CDU für die Wahl am 13. September 2026. Bei der Mitgliederversammlung am Dienstag im Hesedorfer Logehuus erhielt der 33-Jährige das einstimmige Votum der 51 stimmberechtigten Mitglieder.

„Das Ergebnis haut mich um“, bekannte der frisch gekürte Kandidat, nachdem die CDU-Gemeindeverbandsvorsitzende Kristin Harms das Resultat ohne Gegenstimme verkündet hatte. Daran, dass Stelling derjenige sein würde, der sich für die Christdemokraten um das oberste Amt im Bremervörder Rathaus bewerben wird, dürfte jedoch niemand ernsthaft gezweifelt haben. Vorstand und Stadtratsfraktion hatten sich vorab bereits einstimmig für ihn ausgesprochen, ein Gegenkandidat hatte sich weder im Vorfeld noch auf die vor Ort pro forma gestellte Frage nach weiteren Interessenten für die Kandidatur gemeldet.

Dirk-Frederik Stelling begann seine Rede mit einer kurzen Vorstellung seiner Person. Der 33-Jährige gebürtige Bremervörder ist verheiratet und hat mit seiner Ehefrau Indra zwei gemeinsame Kinder. Seine Schullaufbahn inklusive Abitur absolvierte er in der Ostestadt und entschied sich dann für eine Karriere in der Kommunalverwaltung. Zurzeit ist Stelling Leiter des Bereichs Wirtschaftsförderung im Landkreis Osterholz.

Stelling: „Es geht mir um unsere Heimat“

Nach seiner Geburt im Jahr 1992 sei er damals, kurz nach der Landesausstellung, in einer lebendigen Stadt Bremervörde aufgewachsen, erinnerte Stelling. Heute gebe es hingegen viele Leerstände im Stadtzentrum und vielerorts zu viel Stillstand in der Stadt. „Das tut mir in der Seele weh“, bekannte Stelling. Politisch habe es ihn nie Richtung Hannover oder Berlin gezogen. „Es geht mir um unsere Heimat. Ich liebe unsere Heimat“, bekannte der Kandidat. Er wolle vor Ort etwas verändern und Bremervördes Potenzial nutzen. Letzteres liege – typisch für eine Kleinstadt im ländlichen Raum – zu großen Teilen bei den Menschen vor Ort.

Er selbst sehe für Bremervörde sowohl Chancen als auch riesengroße Herausforderungen. Namentlich die finanzielle Krise, den demografischen Wandel und mittlerweile eine aus den bestehenden Probleme resultierende Krise der Demokratie. „Wir sind diejenigen, die Verantwortung tragen und für die eben genannten Probleme Lösungen aufzeigen müssen“, so Stelling. Das gelinge der Politik zurzeit ganz offensichtlich nicht in ausreichendem Maße.

Düstere Aussichten beim städtischen Haushalt

Mit einigen Schwerpunktthemen präsentierte Stelling den Mitgliedern seine politischen Vorstellungen. Ganz vorne stehe das Thema Wirtschaftsförderung. Für diese sei zwar die Bereitstellung von Gewerbeflächen die Grundlage, aber dabei dürfe es nicht bleiben. Wirtschaftsförderung in einer Kleinstadt wie Bremervörde sei zu 90 Prozent Bestandspflege. Den direkten Austausch zwischen Verwaltung und Wirtschaft wolle er daher schon vor der Wahl dringend forcieren. Bereits in der nächsten Woche werde er Akteure zu einem Gespräch zu diesem Thema einladen, kündigte Stelling an.

Ein düsteres Bild zeichnete der 33-Jährige von der finanziellen Lage. „Wären wir ein Unternehmen, müssten wir als Stadt Insolvenz anmelden, weil wir Stand jetzt nicht wissen, wie wir perspektivisch die Tilgung unserer Kredite leisten können“, zeichnete Stelling ein Bild von den Rahmenbedingungen für die nächsten Haushaltsberatungen. „Wir werden zusammen wahrscheinlich unschöne Entscheidungen treffen müssen.“ Aktuell würden gerade die Projekte umgesetzt, die in der vergangenen Wahlperiode beschlossen worden seien. „Kommune ist langsam“, so Stelling und verwies beispielhaft auf die langwierige Baulandentwicklung im Vörder Feld.

Eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der Stadt in den nächsten zehn bis 20 Jahren müsse der Vörder See spielen. „Unsere Perle“, so Stelling. Diese müsse viel stärker ins Zentrum des Stadtmarketings für die Innenstadt gerückt werden. Stets sei von Bremervörde als Ostestadt die Rede. Stelling: „Aber Leute: Wir sind die Stadt am See!“

Unkomplizierter müsse es werden, Wohnbauprojekte umzusetzen. „Dass Bremervörder in Bremervörde investieren, passiert viel zu selten,“ sagte Stelling. Stadt und Landkreis seine gefragt, die nötigen Hebel in Bewegung zu setzen, um Investitionen möglich zu machen. Die Stadt, ohne eigene Stadtentwicklungsgesellschaft und örtliche Wohnungsbaugenossenschaften, sei schließlich auf Investoren angewiesen.

Was viele Menschen umtreibe, sei das Thema Sicherheit. „Wir, die wir uns an die Regeln halten, werden bei der kleinsten Verfehlung drangenommen. Andere – so hat man das Gefühl – können machen, was sie wollen.“ In der Mitte der Gesellschaft herrsche ein enormer Frust darüber. Die Stadt als Ordnungsbehörde müsse regelmäßige Ordnungswidrigkeiten auch ahnden. „Da reicht es nicht, werktags vormittags zwei Stunden Knöllchen zu schreiben“, sagt Stelling.

Besonders emotional sei in dieser Hinsicht der Bereich Schule, der im politischen Raum schnell unter den Tisch fallen gelassen werde, räumte Stelling ein. Der Kandidat sprach von teilweise „enormen Gewaltproblemen“ auch an den Bremervörder Grundschulen sowie von beklemmenden Elternberichten. „Wir haben dort Probleme. Die müssen wir benennen und beheben“, so Stelling.

Sonderapplaus für Stelling aus Hesedorf

Weiterhin Nachholbedarf sieht der 33-Jährige bei der Weiterentwicklung der Ortschaften. Nach der Schließung der Dorfschulen sei in Bevern und Elm zwar bereits viel Positives gelungen und in Iselersheim gehe es mit den Arbeiten nun ebenfalls voran (BZ berichtete). In Hesedorf als größter Ortschaft hingegen gebe es noch immer kein fertiges Konzept für die Neugestaltung des Ortsmittelpunktes. Es gehe nun darum, das Dorfzentrum unter Einbindung von Einwohnern und Vereinen für die nächsten 50 bis 60 Jahre gut aufzustellen.

Stelling: „Die Lösung muss mit der Ortschaft zusammen gefunden werden.“ Da dafür nicht auf die nächste Wahl gewartet werden dürfe, bot Stelling dem anwesenden Ortsbürgermeister Andreas Itzen an, ein weiteres Treffen zu organisieren, um die vorliegenden Konzeptideen mit Leben zu füllen. „Das sehe ich ganz deutlich als meine Aufgabe, wenn ich im nächsten Jahr Bürgermeister werden sollte.“ Für diese Aussage gab es viel Applaus vom Publikum im Hesedorfer Logehuus.

Stelling bemühte zum Abschluss seiner Bewerbungsrede den Dreiklang für Erfolg aus „wollen, können und dürfen“. „Ich will“, bekannte Stelling. Die Einschätzung, ob er das Amt als Bürgermeister ausfüllen könne, beantworteten seine Parteifreunde mit dem eingangs genannten Ergebnis. Die Entscheidung darüber, ob er das angestrebte Amt künftig ausfüllen darf, liege nun im September 2026 in der Hand der Wählerinnen und Wähler.


Theo Bick – Bremervörder Zeitung

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