Zwei Frauen und vier Männer stehen vor Aufstellern die MIT und posieren für das Foto
Gute Stimmung nach knapp zwei Stunden Debatte: Die MIT-Vorsitzenden Gerhard Hoffmann (links) und Friedrich Michaelis (rechts) nach dem Diskussionsabend mit Vanessa-Kim Zobel, Alexander Krause, Sabrina Klapper und Nico Burfeind. Fotos: Bick
Mittelstands- und Wirtschaftsunion befragt CDU-Bewerber um Direktmandat im Wahlkreis Stade I / Rotenburg II

Fünf Kandidatinnen und Kandidaten bewerben sich aktuell darum, am 19. September in Buxtehude zum CDU-Kandidaten für die Bundestagswahl 2025 im Wahlkreis Stade I / Rotenburg II gekürt zu werden. Die Rotenburger und Stader Kreisverbände der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) der CDU hatten Nico Burfeind, Sabrina Klapper, Alexander Krause, Birgit Butter und Vanessa-Kim Zobel am Mittwoch zum Diskussionsabend nach Bremervörde geladen.

Es sollte der erste gemeinsame öffentlich zugängliche Auftritt der CDU-Bewerber für das Direktmandat werden. Dementsprechend groß war das Interesse an der Veranstaltung. Ein wenig zu groß sogar für das vom MIT reservierte Jagdzimmer im Hotel Daub. Da zunächst noch eifrig weitere Stühle in den ebenso überhitzten wie überfüllten Raum gebracht wurden, konnten die Vorsitzenden der beiden MIT-Kreisverbände, Gerhard Hoffmann (Stade) und Friedrich Michaelis (Rotenburg), die Diskussion erst mit 15-minütiger Verspätung eröffnen.

An den Stehtischen der Bewerber war hingegen mehr Platz als vorgesehen. Wie schon am Abend zuvor bei der unionsinternen Veranstaltung in Augustendorf (BZ berichtete) konnte Birgit Butter aus gesundheitlichen Gründen nicht vor Ort sein. Die 52-Jährige ließ den Anwesenden Grüße aus dem Krankenhaus übermitteln.

Vorstellungsrunde zum Start

In der Vorstellungsrunde präsentierten sich die vier anwesenden Kandidatinnen und Kandidaten gemäß ihrer bereits bekannten Profile.

Sabrina Klapper machte keinen Hehl daraus, dass ihr die langjährige politische Erfahrung einiger Mitbewerber fehlt. Die Stader Gastronomin setzt hingegen auf ihre Bürgernähe und ihren Tatendrang. Viele Menschen fühlten sich nicht mehr von der Politik abgeholt. “Ich komme von der Basis”, sagt die 37-Jährige, die auf die Themen Wirtschaft, Migration und Sicherheit setzt.

Der jüngste der Kandidaten, der 25-jährige Nico Burfeind aus Klein Meckelsen, ist schon seit jungen Jahren ehrenamtlich und kommunalpolitisch aktiv, unter anderem seit 2021 im Rotenburger Kreistag. “Das A und O meiner politischen Arbeit ist die Wahlkreisarbeit”, so Burfeind. Als Abgeordneter würde er sich als Dienstleister für die Gesellschaft und die Menschen des Wahlkreises verstehen. Der gelernte Finanzwirt plädierte für solide Staatsfinanzen, weniger Bürokratie und ein Ende des von ihm ausgemachten gegenseitigen Ausspielens von Stadt und Land gegeneinander.

Sabrina Klapper (links) und Vanessa-Kim Zobel.

Eine Kerbe, in die auch Bankkauffrau Vanessa-Kim Zobel (36) aus Mehedorf schlug. Die zweifache Mutter versteht sich explizit als Politikerin, die in Berlin die Interessen des ländlichen Raumes vertreten würde. “Wir leben hier, wir arbeiten
hier, wir erziehen unsere Kinder und Enkel – wir zahlen hier unsere Steuern”, sagt Zobel. Als Ehefrau eines Bundeswehrsoldaten widmete sie sich zudem am Mittwoch wiederholt den Themen Bundeswehr und Verteidigungspolitik und plädierte energisch für die Einhaltung des Zwei-Prozent-Ziels der NATO für Militärausgaben.

In Abwesenheit der Landtagsabgeordneten Birgit Butter setzte der seit 22 Jahren politisch aktive Alexander Krause (37) klar auf die Karte “politische Erfahrung”. Lange Jahre war er Vorsitzender der Jungen Union im Bezirk Elbe-Weser und unter anderem Vize der CDU im Kreis Stade. Krause, beruflich in Hannover bei der Industrie- und Handelskammer als Leiter einer Stabsabteilung tätig, verwies auf sein bis nach Berlin reichendes Netzwerk und seine guten Kontakte zur Wirtschaft. Tagtäglich höre er von Unternehmern, was im Land schief laufe. Und das sei so einiges. “Wir sind an einem Punkt, wo es droht, zu kippen”, sagt Krause. Es werde nicht mehr in die Zukunft investiert. Viele Menschen würden der Politik nicht mehr vertrauen. “Wir selber wussten doch auch nicht mehr, wofür die CDU steht”, so Krause über den Zustand der Union vor der verlorenen Bundestagswahl 2021.

Experten für sechs Bereiche

Konkrete und neue Aussagen erhofften sich die Besucher im Anschluss im Rahmen der vom MIT vorbereiteten Fragerunde. Sechs designierte Experten sollten den Kandidaten jeweils eine Frage zu den Themen Energie, Handwerk, Bau, CDU-Grundsatzprogramm, Landwirtschaft und Verkehr stellen. Da der Experte für Verkehr jedoch durch Abwesenheit glänzte, wurde dieser Komplex kurzerhand gestrichen.

Friedrich Michaelis begrüßte die Gäste im Hotel Daub.

Bei vielen Themen gab es unter den Kandidaten – qua Parteibuch – ohnehin kaum Differenzen. Auf die Forderung nach Bürokratieabbau (Klapper) und die Aufgabe, vermehrt Bürgergeldempfänger in Arbeit zu bringen, konnten sich alle Bewerber schnell einigen. Einfach punkten beim überwiegend christdemokratischen Publikum konnte das Quartett ebenfalls. Burfeind zum Beispiel, als er sich für die Regulierung des Wolfsbestandes aussprach. Vanessa-Kim Zobel stimmte in die Klage des Fragestellers über die GEZ-Gebühren ein. Alexander Krause mochte sich auf Nachfrage partout keinen Grünen Landwirtschaftsminister und generell höchst ungern eine Koalition der Union mit den Grünen vorstellen. Sabrina Klapper sprach sich für weniger EU-Auflagen für die deutsche Agrarwirtschaft aus.

Schwierig wurde es für die Kandidaten stets, wenn die Fragesteller explizit Spezialwissen voraussetzten, oder weitläufigen Fragen wie “Wie sehen sie den Schwerlastverkehr?” gestellt wurden. Besonders häufig schien an diesem Abend Sabrina Klapper eher undankbare Fragen zu erwischen.

Zwischenzeitlich glich die Fragerunde der Experten ohnehin eher einer Prüfungssituation als dem Erfragen von politischen Standpunkten und persönlichen Ansichten. Besonders deutlich wurde dies beim Themenkomplex Energie von Dr. Felix Kruse. Ein Beispiel? “Welche Erzeugungsanlagen produzieren in Deutschland künftig Strom? Nenne fünf und sage, welche von diesen produziert am günstigsten.” Während Alexander Kruse erfolgreich die verschiedenen Energieformen durchdeklinierte und VanessaKim Zobel anschließend den “Negativen Strompreis” definierte, passten Nico Burfeind (Woraus setzt sich der Strompreis genau zusammen?) und Sabrina Klapper (Wie viele Milliarden kostet der “Habecksche Photovoltaik-Wahnsinn” den Bundeshaushalt?) bei ihren Fragen. Das Ganze wohlgemerkt unter Applaus des Publikums, in dem nicht wenige die Fragen des Experten mit einem Kopfschütteln quittierten.

Am deutlichsten wurde schließlich Zuhörer Albert Rathjen. “Wollen Sie in den Bundestag, oder wollen die anderen rein?”, fragte das sichtlich erboste CDU-Urgestein den Energie-Experten. “Sie müssen hier doch keinen Nachhilfeunterricht erteilen.” Einwürfe wie “unmöglich” oder “Abiturprüfung” waren zuvor aus den Reihen der Zuhörer zu hören gewesen.

Gerettet wurde die Situation geschickt von Moderator Gerhard Hoffmann, der den Diskutanten kurzerhand noch etwas freie Redezeit zum Thema Energie zugestand. Klapper plädierte für einen Strompreis, der es deutschen Unternehmen erlaubt, auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu sein. Krause brachte sogar eine Senkung der Stromsteuer und eine zumindest kurzfristige Aussetzung der CO2-Bepreisung ins Spiel. Zobel verwies auf die Chancen durch das Stader Energieterminal und plädierte in Sachen Energieversorgung für eine stärkere Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern. Burfeind forderte angesichts von bis zu 400 neuen Windrädern im Landkreis Rotenburg den Aufbau von Speicherkapazitäten.

Einig waren sich alle Bewerber, dass das LNG Terminal in Stade große Chancen für die Region biete. Die Schaffung der nötigen Infrastruktur vorausgesetzt, betonten die Kandidaten unisono. Die in Stade ankommende Energie könne künftig für Wohlstand in der Region sorgen, sagte Krause. Ein Ziel, auf das sich – so viel Harmonie war trotz Hitze und hitziger Momente erlaubt – jeder Anwesende einigen konnte.


Bremervörder Zeitung – Theo Bick

Ein Artikel der MIT zur selben Veranstaltung: https://www.mit-stade.de/artikel/gut-geschlagen-bundestagskandidaten-stellten-sich-den-fragen-der-mit-mitglieder

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