Dirk-Frederik Stelling (links) und Jochen Hake begrüßen die neuen Leitlinien. Bild: Rgp - Bremervörder Anzeiger
Der Bremervörder Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung hat die konkreten Planungen für Freiflächen-Photovoltaik im Stadtgebiet angestoßen

Im Vorfeld war das Fachplanungsbüro Cappel + Kranzhoff beauftragt worden, geeignete Flächen für Photovolatik-Anlagen zu ermitteln. Die Ergebnisse der sogenannten Potenzialflächenanalyse lagen den Ausschuss-Mitgliedern nun zur Beratung vor. Die Analyse soll als Leitlinie zur Bearbeitung und Beurteilung eingehender Anträge auf Projektierung von Freiflächen-Photovoltaik (FF-PV) dienen.

Ausbauziel etwa 75 Hektar

Niedersachsenweit sollen bis zum Jahr 2033 insgesamt 0,5 Prozent der Landesfläche für Freiflächenphotovoltaik genutzt werden. Dazu müssen die Gemeinden entsprechende Gebiete in ihren Bebauungsplänen ausweisen. Flächen, die bereits ausgewiesen sind oder für die eine Genehmigung vorliegt, werden dabei angerechnet.

Für Bremervörde, dessen Stadtgebiet etwa 15.000 Hektar umfasst, bedeutet das konkret, dass mindestens 75 Hektar ausgewiesen werden sollen. Tatsächlich wird das Ziel in der Potenzialanalyse aber höher angesetzt, schließlich sei das Stadtgebiet im landesweiten Vergleich recht dünn besiedelt und biete deshalb gute Möglichkeiten für Freiflächenphotovoltaik. Das Planungsbüro schlägt deshalb 75 bis 112,5 Hektar als Ausbauziel vor. In der Regel wird nicht jede Fläche, die für Solarenergie vorgesehen ist, auch bebaut.

Einstimmig beschlossen

Nun ist es Aufgabe der Stadt, auf Grundlage der vorliegenden Analyse ein Standortkonzept zu beschließen, die geeigneten Flächen zu priorisieren und letztlich in den Flächennutzungsplan aufzunehmen. Bei der Beratung im Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung wurde die Arbeit des Planungsbüros gelobt – die Ausschussmitglieder stimmten der Beschlussvorlage einstimmig zu.

„Mit dem nun guten Vorschlag haben wir die potenziell möglichen Flächen auf eine handhabbare Anzahl begrenzt. Damit legen wir nach festen, nachvollziehbaren Kriterien eine Auswahl für potenzielle Investoren vor“, fasste Jochen Hake für die Fraktion der Grünen und FDP zusammen. Wichtige Kriterien, wie zum Beispiel ausreichende Abstände zu Wohngebieten, seien berücksichtigt worden. Der Beschluss sei ein guter Kompromiss zwischen Bewahren und Erneuern. „Aus diesem Grunde haben wir zugestimmt. Nun können Investoren in die Feinbetrachtung gehen, ob artenschutzfachliche oder wirtschaftliche Kriterien für oder gegen die jeweiligen Flächen sprechen“ so Hake weiter.

Stadtrat entscheidet im Dezember

Auch die Mehrheitsfraktion der CDU zeigte sich positiv beeindruckt. „Ich habe gestern im Ausschuss das Verfahren sehr gelobt. Auch wenn es viel länger gedauert hat, als wir es uns gewünscht hätten, war es doch genau richtig, anhand von objektiven und nachvollziehbaren Kriterien vorzugehen“, sagt Dirk-Frederik Stelling, Fraktionsvorsitzender der CDU im Rat. So mancher Eigentümer hätte sich mehr gewünscht, andere seien dagegen froh, dass der Eingriff in die Landschaft an anderer Stelle ausbleibe. „Insgesamt sehen wir deutlich mehr Fläche vor als gesetzlich gefordert. Davon wird mit Sicherheit nicht alles bebaut. Wir wollten aber nicht schon vorab potenziell gut geeignete Flächen herausnehmen.“

Als nächstes muss die Entscheidung im Verwaltungsrat bestätigt werden, zuletzt muss dann noch der Stadtrat zustimmen – das soll am 17. Dezember passieren. Der politische Beschluss sei jedoch nur der erste Schritt: „Zum Beispiel wurde die Wirtschaftlichkeit bisher nicht geprüft – das obliegt den Projektierern“, so Stelling. Das letzte Wort, ob ein Bauvorhaben umgesetzt werde, habe dann wiederum die Politik. „Ich freue mich, dass das jetzige Konzept am Montag einstimmig beschlossen wurde. Wenn es im Dezember durch den Rat geht, können bald Anträge gestellt werden, und die konkrete Planung der einzelnen Anlagen beginnen“, so Stelling.

Hintergründe

Die massive Beschleunigung des Ausbaus der erneuerbaren Energien soll es Deutschland ermöglichen, die Klimaziele einzuhalten und gleichzeitig unabhängiger von Energieimporten zu werden. Bereits im Jahr 2035 soll sich die Stromversorgung nach den aktuellen Bestrebungen der Bundesregierung nahezu vollständig aus erneuerbaren Energien speisen. Für die nächsten Jahre und Jahrzehnte ist auch in Niedersachsen ein weiterer, kontinuierlicher Ausbau von Photovoltaik-Anlagen vorgesehen: Nach dem niedersächsischen Klimaschutzgesetz soll die in Niedersachsen installierte Solarstrom-Leistung bis zum Jahr 2035 von derzeit 5,1 Gigawatt (GW) auf 65 GW zunehmen – eine Steigerung um das 13-fache. Im Landes-Raumordnungsprogramm 2022 ist bisher allerdings noch das 65 GW-Ziel für das Jahr 2040 vorgesehen.


Ralf G. Poppe – Bremervörder Anzeiger

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